Während die Nilgans (Alopochen aegyptiaca) den meisten Europäern nur als invasive Art bekannt ist, hatte sie einst göttliche Bedeutung in ihrem namensgebenden Heimatland. Obwohl ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet fast den gesamten afrikanischen Kontinent umfasste, wurde sie besonders im alten Ägypten verehrt, insbesondere um Theben herum. Dort galt sie als Gottheit, Gengen Wer, "der große Schnatterer", dessen lautes Geschnatter die urzeitliche Dunkelheit erfüllte und der in einem Maulbeerbaum in Heliopolis das Weltenei legte, aus dem dann das Licht und die Welt entstanden. Diese Gottheit war eine der verschiedenen Manifestationen, die mit dem komplexen ägyptischen Pantheon in Verbindung gebracht wurden, welches auch die Fruchtbarkeitsaspekte von Göttern wie Amun einschloss. Man nahm an, dass die Schöpfung ein kontinuierlicher Zyklus sei und dass jeder Mensch aus einem Unterweltgänseei schlüpfe.

Die glänzende Schlange.
Viele Menschen sind fasziniert, aber auch ängstlich. Schlangen haben für Menschen schon immer eine besondere Rolle gespielt. Die Angst vor Schlangen ist angeboren, Babys reagieren bereits im Alter von sechs Monaten mit Stress auf Schlangenmotive. Es wird angenommen, dass dies evolutionäre Gründe hat. Es macht Sinn, eine Schlange frühzeitig zu entdecken, da einige Arten gefährlich sind. Dennoch haben sich in alten Kulturen hauptsächlich positive Bedeutungen entwickelt. Die Schlange verkörpert Wissen und Weisheit nicht nur im antiken Griechenland, Rom oder Indien, sondern auch in der Inka-Mythologie und vielen anderen. Die Rolle als Beschützer und als Verbindung zwischen den Welten findet sich immer wieder. Es ist ein sehr symbolisches Tier, gottähnlich oder mit göttlichen Attributen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese angeborene Angst wesentlich zur Mythologisierung beigetragen hat. Man sieht dieses wundersame Tier und fühlt automatisch etwas. "Woher kommt dieses Gefühl?" Früher gab es kein Konzept der Evolution und keine wissenschaftliche Verbindung zu Instinkten, wie sie heute möglich ist. Natürlich, gekoppelt mit den offensichtlichen Merkmalen (tötet Nagetiere, beinlos, häutet sich in einem Stück), fesselt dies sicherlich die Vorstellungskraft. Wir setzen uns mit unserer Umgebung auseinander, wie wir sie wahrnehmen und bewerten. Wir erkennen Muster und machen Annahmen. Unweigerlich greifen wir ein und müssen uns der Konsequenzen bewusst sein, um uns nicht selbst zu schaden. Schlangen sind wichtig, ebenso wie unsere Instinkte. Aber wer eine Schlange tötet, übernimmt eine stärkere Kraft als sich selbst. Sei es die Natur, sei es Gott. Nur ein Teil aller Schlangenarten kann für Menschen gefährlich sein, aber fast jedes Nagetier kann dich ernsthaft krank machen. Wir befinden uns irgendwo zwischen Affen, die mit Stöcken spielen, und Bäumen, die auf unseren Ruinen wachsen. Schlangen gibt es seit mindestens 167 Millionen Jahren. Demut.