Post #876:
Indem ich meinen eigenen Schmerz anerkannt und akzeptiert habe, konnte ich mich in meinem Verhalten wiedererkennen. Ich schrieb, ich machte Fotos. Ich habe mich auch mit Freunden gestritten, mich versöhnt, geweint und gelacht. Ich habe mein Selbstkonzept offen und selbstbewusst gelebt, trotz seiner Mängel. Es gelang mir, einen kritischen, aber verständnisvollen Blick auf meine eigenen Prozesse zu werfen und die Verletzlichkeiten anzuerkennen, die meine Emotionen antreiben und sowohl mein Verhalten als auch das anderer beeinflussen. In meinem eigenen Leiden entdeckte ich Verständnis und damit Vergebung sowohl für andere als auch für mich selbst, was mich vom Schmerz befreit und meine Selbstbestimmung stärkt.
Ich erkenne, dass ich eine starke Ichbezogenheit in Bezug auf die Motive anderer habe, wenn sie mir spürbaren Schaden zufügen, ohne ihre tatsächlichen Gründe und Schwierigkeiten vollständig zu berücksichtigen. Ich erkenne an, dass ich Fehler gemacht habe, Menschen verletzt habe und mich selbst darüber getäuscht habe. Ich erkenne an, dass ich mehr auf den Schmerz als auf meinen Ärger geachtet habe. Ich trage die Verantwortung dafür, wie ich mit diesen Erkenntnissen umgehen werde.
Allerdings fühle ich mich schon viel besser. Selbst meine kurzen negativen emotionalen Spitzen, die ich fast regelmäßig erlebe, wenn ich zur Ruhe komme und einschlafe und die ich viele Jahre lang erfolgreich in Sekundenschnelle verdrängt habe, sind in den letzten Tagen überhaupt nicht aufgetreten. Das gilt auch für andere emotionale Spitzen, die ich normalerweise in bestimmten Situationen spüre. Das Gefühl kommt, ich benenne es, und dadurch wird es „trocken“. Beim nächsten Mal kommt es gar nicht erst, weil mein Gehirn keine Belohnung dafür erhält, sich damit zu beschäftigen, sondern eine Belohnung dafür, es bewusst zu erkennen und einzuordnen.
Ich habe das schon früher getan, aber aufgrund der inneren Spannungen und meines ADHS war es für mich schwieriger, meine Impulse zu kontrollieren, was auch mein bewusstes Engagement mit mir selbst beeinflusste. Ich versuche nicht, Fehlverhalten zu entschuldigen, sondern die emotionale Komponente zu entschärfen, um Raum für konstruktives Denken zu schaffen.
Thema: ➟ Neurodiversität
Details:
Dieser Beitrag ist Teil der künstlerischen Performance The Happening auf Instagram.
Weitere Informationen zu diesem Kunstprojekt Zugehöriger Beitrag auf InstagramErsteller dieses Beitrags ist Frederic Hilpert
© Richtlinien zur Dateinutzung Dieser Beitrag auf megagroundsloth.de